View the scenes #Classical elements
My photographies are sceneries with basic elements of nature.
I have intentionally taken the Photographs with strong lighting, by means the object can be suddenly seen as a ‘still life’. That gives my works in the photographic plain, an illustrative transformation. That is, the object were taken with the help of extra strong artificial light, so that a part of the nature can be dealt with unfamiliarity in another perspective.
This process of my photographic method means that the particular substance of the nature is set free and is further reconstructed, and the whole describes my attitude towards my life.
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Meine Fotografien sind Szenen mit den Grundelemente der Natur.
Ich habe sie mit starker Beleuchtung fotografiert, wodurch sie zu einer Art Stillleben werden. Es vollzieht sich eine illusorische Transformation. Mit Hilfe des künstlichen Lichts werden die Grundelemente aus der Landschaft herausgelöst und man erhält eine neue Sichtweise auf diesen Teil der Natur.
Diese fotografische Methode und dieser Prozess bedeuten für mich, dass die eigene Substanz der Natur sich befreit und rekonstruiert wird. Methode und Prozess entsprechen meiner eigenen Haltung dem Leben gegenüber.
Changje Hong
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CHANGJE HONG
VIEW THE SCENES
View The Scenes ist eine fotografische Langzeitbelichtung. Die seit 2003 kontinuierlich fortgesetzte Reihe führt den in Köln lebenden Fotografen Changje Hong zur Flora und Fauna des urbanen Raumes und in die Weiten des Deutschen Waldes. Ausgestattet mit Kamera und Blitzgerät entstehen seine Bilder über die Dauer der Nacht. Mittels sukzessiver Beleuchtung von Bäumen, Geäst, Fontänen und Findlingen löst Changje Hong Grundelemente der Natur aus ihrer Umgebung und versammelt in seinen Motiven eine Melange unterschiedlicher Zeitpunkte: Fiktive Momente. Im klaren Weiß des Blitzlichts wird das naturale Objekt überzeichnet als Stillleben dargestellt. Die Inszenierung und Intensität des Lichts markiert die Natur als von kulturellen Prozessen gezeichnete Landschaft und beständig formbaren Raum.
Changje Hong filtert in seinen Aufnahmen den Ist-Zustand des Waldes als eine von menschlichen Nutzungsabsichten geprägte Kulturlandschaft und kontrastiert diesen mit dem Zerrbild des Wunsches nach ursprünglicher Natur. Als Urwald per definitionem existiert der Deutsche Wald gegenwärtig in Form populär-romantischer Naturmetaphern und Symbolik. Sinnbildlich zur Sehnsuchtslandschaft überhöht, stiftet er seit Anfang des 19. Jahrhunderts in Gedichten, Märchen und Bildern der Romantik sowie in historischen Abhandlungen deutsche Identität. Diese retrospektive Bewegung steht im Widerspruch zu den wesentlichen Domestizierungs- und Individualisierungsprozessen der Moderne. Ein Spannungsfeld das nicht an Aktualität einbüßt. So thematisierten Joseph Beuys‘ Kunstaktionen als soziale Plastiken den Umgang mit der Natur; der Bildhauer Giuseppe Penone konzentrierte sich dagegen verstärkt auf den natürlichen Wachstumsprozess und zeitliche Überschreibungen von (Lebens)- Geschichte.
Wie zuvor Beuys und Penone schöpft Changje Hong aus seinem persönlichen Umfeld und rückt die Natur des Kölner Stadtraums und die ihm angrenzenden Waldgebiete in den Fokus seines Interesses. Die Grenzen zwischen urbaner Park landschaft, ländlichen Wäldern und Wiesen lässt er unmerklich verschwimmen und führt sie zu ihrem gemeinsamen Kern: Sie sind domestizierte Landschaften, in ihrer Nutzung neutrale erneuerbare Ressource. Changje Hong greift jene pathetische Beschwörung des Waldes als unverfälschte Naturschönheit auf und indexiert sie nach ihren wesentlichen Elementen: Tree, Plant, Stone, Fountain, Space, Light.
ist eine ausführliche Studie, in der die einleitenden Motive der sich verästelnden Bäume nahezu symbolisch für die vielfältige Entwicklung der fotografischen Reihe stehen. Changje Hong führt vorbei an raumgreifenden Bäumen, schillernden Steinen, sprudelndem Wasser bis zum Gleißen des Lichts. Die Fotografien zeigen das Potenzial der Natur ihr sinnliche Information zuzusprechen, wie sie nur in der individuellen intensiven Begegnung zu existieren scheint. Der Baum, der Stein, die Fontäne, das Licht sind allesamt stille Protagonisten und Hüter der Zeit: Sie stehen für Entschleunigung, Ewigkeit, Kontinuität, Gleichzeitigkeit, Dynamik. – Das Lesen der Zeit im Text der Natur und dem Wesen der Fotografie. Der Einsatz des Blitzlichts in Verbindung mit der lang gedehnten Belichtungszeit setzt ein Spannungsfeld der Zeitwahrnehmung und bestimmt die äußeren Grenzen der Fotografie. Die Zeitlichkeit der Natur ist nicht greifbar, bestimmt aber nach Martin Heidegger zutiefst die Wirklichkeit des Menschseins. Sie erscheint surreal und potenziert diesen Effekt über die Differenz von Naturobjekt zu ihrem menschlichen Betrachter.
Changje Hongs Motive bewahren Distanz. Sie laden zum Beobachten ein, zur Beschäftigung mit ihren Wesenszügen. Jene prominente, regressive Motivation des Menschen mit der Natur wird ausgeklammert. Die Motive stehen für sich. Das sie umgebende Licht verleiht ihnen Aura und behauptet eine Einzigartigkeit, wie sie Walter Benjamin dem Original des Kunstwerks attestiert. Es sind einsame Objekte, die sich mit ihrem korporalen Erscheinungsbild wie im Dialog dem Betrachter gegenüber stellen oder ihm als Baumgruppe in einem wohlgeformten Reigen präsentieren.
Vor dem schwarzen Fond der Nacht gewinnen die Objekte an Plastizität. Im Kontrast zum grellen Licht des Blitzgeräts intensiviert sich diese Wirkung. Das Schwarz überprüft wie in den Stillleben des 17. Jahrhunderts die körperliche Wirklichkeit des Dargestellten. Changje Hongs übersichtlich klare Bildkomposition und kräftige Farbigkeit lockt den Betrachter vis-á-vis mit einer haptischen Präsenz der Natur, die den Wunsch nach Berührung und Erfahrung der selbigen evoziert. Ein Verhaltens muster, das sich einer irrationalen Gefühlswelt zuschreiben lässt, in der die Motive als archaische Vertraute der Seele fungieren.
Der Titel View The Scenes offenbart die optische Sensation der Fotografien als Spiegel der Faszination Natur. Er erinnert den Betrachter an die permanente Inszenierung der Bilder und ihre illusorische Kraft. Mit dem letzten Bild der Reihe erlischt die Natur im Nachhall des weißen Lichtkegels. Es hat den zentralen Platz der Szenerie eingenommen und wird selbst zum Objekt. – Bild für Bild legt Changje Hong die Funktion des Lichts offen. In umgekehrter Technik bedient er sich dem simplen Prinzip der Camera Obscura: Über ein kleines Loch wird das Bild eines hellen Raumes in einen dunkleren projiziert und ein noch naturgetreueres Abbild der Welt ermöglicht. Hong weiß die Motivation der Methode geschickt für seine Fotografien einzusetzen und überhöht die unmittelbare Naturabbildung. Es verbleibt das artifizielle Erscheinungsbild in Analogie zur Kulturlandschaft Natur.